Zwischen Intimität und Ästhetik: Eine kleine Philosophie des Baddesigns
- Andrea Fischer
- 11. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Das Badezimmer – jenes stille Refugium des Alltags – ist mehr als nur ein funktionaler Raum. Es ist ein Ort der Intimität, der Reinigung, der stillen Rituale. In seiner Gestaltung spiegelt sich eine Haltung zur Welt und zum eigenen Selbst. Ob klein und zweckmässig oder grosszügig und luxuriös – jedes Bad erzählt von einem Verständnis von Schönheit, Ordnung und Menschsein.
Das kleine Bad: Reduktion als Tugend
Ein Gästebad, ausgestattet mit nichts als WC und Lavabo, ist ein Statement der Reduktion. Hier zeigt sich, was bleibt, wenn alles Überflüssige verschwindet. Die Gestaltung kleiner Bäder verlangt Disziplin und Klarheit. Jeder Gegenstand, jede Linie muss Sinn machen – nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch.
Der Philosoph würde sagen: Das kleine Bad ist wie ein Haiku – streng im Aufbau, tief in der Wirkung. Der Verzicht auf Fülle schafft Raum für Bewusstheit. Hier wird das banale Händewaschen zur kurzen, stillen Meditation. Ein Spiegel, gut gesetzt, öffnet Weite. Ein Licht, fein gewählt, verleiht Tiefe. So wird der kleine Raum zu einer Reflexion des Wesentlichen.
Das grosse Bad: Der Raum als Erlebnis
Im Gegensatz dazu steht das grosse Bad, das Bad mit Dusche, Wanne, oft auch mit Fenster und Ausblick. Es lädt ein zum Verweilen, zum Übergang zwischen Tag und Nacht, Aussenwelt und Innerlichkeit. Das grosse Bad ist ein Raum der Verwandlung. In ihm manifestiert sich der Wunsch, Körper und Geist gleichermassen zu erneuern.
Die Sprache der Materialien
Holz, Stein, Keramik, Glas – die Materialien im Bad sind mehr als nur Oberfläche. Sie sprechen zu unseren Sinnen. Glatte Kühle oder samtige Wärme, das Gewicht eines Wasserhahns, das Echo eines Tropfens in einer Porzellanschale – sie alle wirken auf unser Empfinden. Das Bad ist nicht bloss ein Raum. Es ist ein Erfahrungsfeld.
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